Essen gehört zur Logopädie

Logopädie befasst sich, nicht ausschliesslich, aber doch viel mit dem Mund. Der Mund ist zum Sprechen da, aber auch um Nahrung aufzunehmen. Gehört Essen also in die Logopädie?

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Eigentlich habe ich mich jahrelang gewehrt, in meinen Therapiestunden Esswaren einzubauen. Ich wollte die Kinder nicht mit Knabbereien gewinnen, nicht die Zahnteufelin in persona sein oder gar Kinder mit Neigung zu Übergewicht zusätzlich zum Knabbern animieren.

Dies konnte ich über viele Jahre auch so rechtfertigen und durchhalten.

Dann kamen neue therapeutische Ansätze auf. HOT zum Beispiel: Ein Ansatz, bei dem die Kinder Handlungsabläufe durchführen und eine Art Rezept oder Anleitung versprachlichen sollen. Da sind Kochen, Backen und natürlich das Naschen naheliegend. Und es ist doch wirklich lustig, Maiskörner durch einen Glasdeckel aufpoppen zu sehen!

Auch das Zollinger-Therapiekonzept beinhaltet Essen. Zwar isst „Nili“ (Handpuppe Nilpferd) zuerst bloss Knete, aber irgendwann kocht das Kind etwas Echtes für sich selber. Einen selbst gebackenen Muffin mit Zuckerkügelchen zu dekorieren ist übrigens für die Finger recht knifflig!

Mundmotorik nur über bildliche Anweisungen durchzuführen, wird für alle irgendwann langweilig. Es ist viel anregender mit der Zunge ein Gummibärchen zu putzen, Smarties anzusaugen, Knabber-Kängurus wegzuspicken oder Esspapier auszustanzen, an den Gaumen zu kleben und mit der Zunge zu ertasten. Oder versuchen Sie einmal mit Kaugummi im Mund eine Kugel zu formen und diese dann oben in der Backe zu verstecken!

Unterdessen haben nicht nur süsse Knabbereien in meiner Praxis Einzug gehalten: Rüebli kann man zum Beispiel zuerst in Rädchen schneiden, um sie dann vor dem bewussten Schlucken intensiv zu kauen.

Meistens bleibe ich aber meinem Grundsatz treu: Essen in der Therapie bleibt für mich eine Ausnahme!

Cristine M. Koller

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