Frauenstreik

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Streiken? Warum denn?

Uns Logopädinnen in der Schweiz geht es doch gut!  -  Oder?

Trotz der wachsenden Zahl an männlichen Kollegen klebt die Etikette «Frauenberuf» an unserer Tätigkeit, und gerade bei selbständig arbeitenden Fachkräften gilt «Freizeitarbeit» als selbstverständlich.

Drei Punkte, warum selbstständig arbeitende Logopädinnen (im Kanton Zürich) streiken sollen:

Ausfälle

Im Kanton Zürich ist es so, dass Ausfälle von Therapien nicht entschädigt werden. Es spielt keine Rolle, ob Eltern ihre Kinder einen Tag, eine Stunde vorher oder überhaupt nicht abmelden. Wie können wir im Voraus wissen, ob ein Kind an einer chronischen Mittelohrentzündung leidet und deshalb oft fehlen wird? Wie erkennen wir aus einem Abklärungsbericht, ob die Eltern ihr Kind gewissenhaft und regelmässig in die Therapie bringen werden? Wir können nie wissen, ob uns also unser geplantes Pensum unsere Existenz sichert. Klar, als Unternehmerinnen müssen wir Flexibilität zeigen. Aber ich spreche nicht von zwei, drei Stunden, die wir sicher verkraften können, sondern von Anhäufungen von Ausfallstunden. Wir sollten doch unser Einkommen sichern können ohne «Ehemann im Hintergrund» und unsere Ressourcen nicht überschreiten müssen, vielleicht warten zu Hause Kinder, die uns brauchen.

Weiterbildungen

Weiterbildungen werden vom Kanton erwartet, finanziell unterstützt jedoch nicht. In der Praxis muss ich Ausfallstunden in Kauf nehmen, die Kurskosten bezahle ich zu 100% selber. Es gibt sogar Kurse, die obligatorisch sind (z. B. die Einführung in eine ICF-basierte neue Berichtsstruktur, welche wir anwenden müssen). Vom Kanton heisst es, im Stundentarif seien sozusagen zwei Tage Weiterbildung inbegriffen. Zwei Tage auf welches Pensum?

Tarif

Dreissig Jahre Praxis, unzählige Weiterbildungen, einen riesigen Erfahrungsschatz – egal, die Entschädigung ist genau dieselbe wie für die Studienabgängerinnen. Es gibt überhaupt keine Karrierechancen in unserem Beruf, es sei denn, wir lösen uns von der Arbeit mit den Kindern und betätigen uns an Lehrinstituten oder Ähnlichem, fehlen dann aber demnach in der praktischen Arbeit.

 

Eine Änderung im Denken und im Umgang von Seiten der Behörden würde unseren Beruf sicher attraktiver machen und dem vieldiskutierten Fachkräftemangel entgegenwirken!

Cristine M. Koller-Imhof

 

 

 

 

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